Im Rahmen des SPP-Teilprojekts „Übersetzung als Praktik – Übersetzen von Praktiken. Roberto Nobili als missionarischer Übersetzer zwischen Kulturen, Religionen und Gesellschaften“ des DFG-Schwerpunktprogramms 2130 „Übersetzungskulturen der Frühen Neuzeit (1450–1800)“ findet an der Universität Bielefeld vom 21.-22. Juni 2024 ein von Antje Flüchter (antje.fluechter@uni-bielefeld.de) und Giulia Nardini (giulia.nardini@uni-bielefeld.de) organisierter Workshop zum Thema „Übersetzung von Geschlechterrollen im frühneuzeitlichen christlichen Missionskontext“ statt.
Der Workshop konzentriert sich auf die Übersetzung von Geschlechterrollen und die Konstruktion von transkulturellen Geschlechterkonzepten in Verbindung mit lokalen Konzepten und Praktiken im christlichen Missionskontext der Frühen Neuzeit. Wie übersetzten Missionare Geschlechterrollen, z.B. das Konzept von Weiblichkeit und Männlichkeit, Körperkonzepte, sexuelle Normen, Reinheit und Jungfräulichkeit? Wie übersetzten Missionare die Institution und das Ritual der Ehe in den Missionen? Wie haben Missionare die Figur der Jungfrau Maria und ihre Verehrung übersetzt?
Mit der Konzentration auf die missionarische Übersetzung, eröffnet der Workshop eine neue
Perspektive auf die kreative Begegnung zwischen Missionaren und dem religiösen Anderen, einschließlich der großen Mehrheit derjenigen, die die Konversion ablehnten. Ziel ist es, interdisziplinäre Perspektiven von Wissenschaftlern zusammenzubringen, deren Forschung sich auf alle vier Ecken der Welt konzentriert: Asien, Amerika und der Pazifik, Afrika, Persien, das Osmanische Reich und Europa.
Im Rahmen des Teilprojekts „Frühneuzeitliche Übersetzungskulturen von Wales: Aufbrüche und Kontinuitäten“ des DFG-Schwerpunktprogramms 2130 „Übersetzungskulturen der Frühen Neuzeit (1450–1800)“ veranstaltet die Abteilung für Keltologie der Universität Bonn vom 27.-28. Juni 2024 die internationale Tagung „Contents of Faith in Transfer: Texts and Contexts of Early Modern Catechism Translations / Glaubensinhalte im Transfer: Texte und Kontexte frühneuzeitlicher Katechismusübersetzungen“
Katechismen spielten im Kontext der diversen inner- wie außereuropäischen Evangelisierungsbestrebungen in der Frühen Neuzeit, mittels derer (konkurrierende) Varietäten des Christentums aus religiösen oder auch machtpolitischen Gründen propagiert werden sollten, eine wichtige Rolle.
Unter anderem aufgrund der konfessionellen Ausdifferenzierung innerhalb des europäischen Christentums im Zuge der Reformation, aber auch im Rahmen der Mission nichtchristlicher Gruppen sowie hinsichtlich verschiedener Zielgruppen, entstand hierbei eine Vielfalt von Texten mit unterschiedlichen Produktionsbedingungen. Da diese Unterweisungstexte in eine Vielzahl lokaler Sprachen übersetzt und im Druck verbreitet wurden, stellen sie eine lohnenswerte Quelle für die komparatistische Untersuchung von Aspekten und Methoden des kulturellen Übersetzens dar. Insbesondere soll der Frage nachgegangen werden, ob und welche Differenzen bei den Übersetzungsstrategien in unterschiedlichen Kontexten (u. a. Erbauung und Belehrung eines der christlichen Religion schon länger angehörenden Publikums versus Mission in nichtchristlichen Kulturen) bestehen. Es werden sowohl Übertragungen in europäische Kleinsprachen als auch in außereuropäische Sprachen im Zuge der weltweiten Missionszusammenhänge vom 16. bis zum 18. Jahrhundert betrachtet: So sind Beiträge zu Katechismusübersetzungen in keltische und baltische Sprachen, ins Baskische, Jiddische, Grönländische, Ukrainische, Japanische, Tamil und Zapotekische vorgesehen. Zu den Referent:innen aus dem SPP 2130 zählen Antje Flüchter, Giulia Nardini, Johannes Müller, Martina Schrader-Kniffki und Katja Triplett.