Übersetzungen sind anthropologische Entwürfe, die von Menschen für Menschen angefertigt werden und menschliche Angelegenheiten verhandeln. Von dieser Grundthese geht das Projekt aus und führt verschiedene Forschungsrichtungen zusammen: die kulturwissenschaftliche Übersetzungstheorie, die sozialwissenschaftliche Intersektionalitätstheorie und die literaturwissenschaftliche Humanismusforschung. Die deutschen Homer- und Ovid-Übersetzungen des 16. Jahrhunderts werden daraufhin untersucht, wie in ihnen Machtverhältnisse etabliert, Identitätskategorien ausgebildet und Normen vermittelt werden.
Das Projekt, angesiedelt an der TU Braunschweig, untergliedert sich in zwei Teile:
a) Die Projektleiterin, Prof. Dr. Regina Toepfer, wird die methodisch-theoretischen Grundüberlegungen zu einer Translationsanthropologie darstellen und an den frühneuhochdeutschen Ovid-Adaptationen exemplarisch entfalten.
b) Die wissenschaftliche Mitarbeiterin Jennifer Hagedorn, M.A., knüpft methodisch daran an und analysiert systematisch verschiedene Verknüpfungen von Gender, Stand, Herkunft, Religion, Sexualität und Dis/ability in ‚Ilias‘ und ‚Odyssee‘.